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Sa. , 01. Apr. 2023



Bürgerinitiative Ortsumgehung Ottmarsbocholt

„Deutlich machen, wie groß der Druck bei den Bürgern ist“

2023 03 01 OU Versammlung2023 03 01 OU Plakat„Fragt doch mal die Leute in Ottmarsbocholt, die es angeht. Die darunter leiden.“ Das waren am Mittwochabend Worte von Stephan Overbeck. Gerichtet wurden sie an jene Parteien, welche das „Bündnis für Senden“ bilden. Und die sich jetzt ganz klar gegen den Bau einer Umgehungsstraße positioniert haben und diese als „politisch nicht erwünscht“ ansehen. „Wir müssen jetzt deutlich machen, wie groß der Druck bei den Bürgern ist“, kündigte Overbeck bei einer Versammlung in der Gaststätte Lindfeld als Reaktion an. Er und einige Mitstreiter einer Gruppe „Pro Umgehungsstraße – Drumherum statt mittendurch“ hatten eingeladen, und mehr als 90 Menschen waren gekommen. 72 davon schlossen sich im Verlauf des Abends zu einer gleichnamigen Bürgerinitiative zusammen, um sich auf diese Weise in der Politik mehr Gehör zu verschaffen.

„Dieses Engagement kommt aus der Mitte der Bürgerschaft“, betonte Overbeck, der zum Sprecher der Bürgerinitiative ernannt wurde, am Ende der Versammlung. Zuvor hatten verschiedene Anwohner ihre Betroffenheit geschildert, insbesondere auf der Venner Straße: „Im Berufsverkehr morgens und nachmittags ist es echt nicht möglich, die Venner Straße zu überqueren“. Und einen Wecker brauche hier niemand, morgens werde man durch den Straßenlärm geweckt. Eine andere Frau berichtete: „Wenn ich meine Mülltonne auf die andere Straßenseite bringen möchte, muss ich flitzen wie ein Hase – wenn ich lebend ankommen will.“ Eine „ganz große Gefahrenquelle für Fußgänger und Radfahrer“ auf der Venner Straße liege in den abgesenkten Bordsteinen, darauf wies Michael Wermter hin.

„Ottmarsbocholt ist im Mittelpunkt einer Spinne“, warf Bobbi Wiedeier ein. Man müsse sich doch nur mal die Landkarte angucken. „Von Münster, Senden, Lüdinghausen, Nordkirchen und Ascheberg laufen die Straßen auf uns zu“. Der „Transitverkehr“ komme auch noch aus Südkirchen, Cappenberg und Selm, berichtete ein ehemaliger Nordkirchener, der seit zwei Jahren in Ottmarsbocholt wohnt. „Die Alternative für die Fahrt nach Münster wäre die Autobahnauffahrt Ascheberg, aber das ist acht Kilometer länger“. In Senden habe man eine Umgehungsstraße, in Bösensell auch, so Stephan Overbeck. „Und in Ottmarsbocholt brauchen wir das alles nicht. Ich weiß nicht, wie gewisse Parteien das mit ihren Gewissen verantworten können, wenn etwa bei der SPD die gefahrlose Nutzung des öffentlichen Raums in deren Programm verankert ist.“ Für den Sprecher der Bürgerinitiative war klar: „Das müssen wir uns nicht gefallen lassen.“

Es werde heute oft über die Verkehrswende gesprochen. „Ich glaube, das ist ein frommer Wunsch. Das zeigen die stetig weiter steigenden Pkw-Zulassungszahlen“. Und wenn in allen Ortsteilen weiter neue Gewerbegebiete gesucht würden, werde auch der Güterverkehr weiter wachsen. „Sollen die alle bei uns durchs Wohnzimmer fahren?“ fragte Overbeck.

Ratsmitglied Roland Wieging (CDU), der nur als Gast zugegen war und nicht der Bürgerinitiative beitrat, verhehlte nicht, dass es „auch viele Gründe dagegen gibt. Deshalb hören wir auch gerne denen zu, die eine andere Meinung haben.“ „Das muss auch so sein“, pflichtete ihm Overbeck bei.

Bei der Versammlung hatte sich zuvor Michael Möller, Anlieger der Dorfstraße, „ganz klar gegen eine Umgehungsstraße“ positioniert. „Mehr Straße heißt nicht, wir haben mehr Entlastung. Wenn eine neue Straße gebaut wird, so wird es dadurch auch deutlich mehr Verkehr geben. Davon bin ich fest überzeugt.“ Außerdem könne man „nicht wieder neue Felder verheizen und zubetonieren“.

 

Bericht + Foto: Ulrich Reismann/Westfälische Nachrichten