Tausende Zuschauer beim Karnevalsumzug in Ottmarsbocholt
Die Entzugserscheinungen waren maximal – den Nachschub nach dem närrischen Suchtstoff Straßenkarneval bescherte Prinz Maximilian I. mit dem Funkenmariechen Kristin I. und dem Gefolge aus allen Karnevalsecken Ottmarsbocholts. Dass dieser kleine Ort bei Narren bekannt ist als Schlaraffenland, zeigte sich am Sonntag, als nach Corona-Zwangspause die fünfte Jahreszeit ihren Höhepunkt fand.
Und seinen Anspruch als eine der jecken Hochburgen im ganzen Münsterland unterstrich „Otti-Botti“ mit Masse und Klasse: Der erste Umzug, der seit Februar 2020 wieder über die Bühne ging, fiel kein bisschen kleiner aus als sonst. Ottis Narren hatten geliefert.
Die Leute seien wohl „noch heißer“ darauf als in manchen Jahren zuvor, nach langer Party-Durststrecke wieder in einer großen Gemeinschaft zu feiern, betonte Sebastian Schemmer, Vorsitzender der „Karnevalsgesellen Ottmarsbocholt (KG Otti-Botti)“, die die Riesensause und die große logistische Herausforderung organisatorisch wuppen.
Zwölf Großwagen, rund 50 Fußgruppen und sechs Spielmannszüge sorgten für Action auf den Straßen des Dorfes. Und die waren gesäumt von mehreren Tausend Zuschauern, die dank des Wetters auch längere Anfahrten nicht scheuten.
Tatjana und Dirk Borgert besuchen den Umzug in „Otti-Botti“ fast immer. Denn dieser sei „einer der schönsten im ganzen Münsterland“, sagt das Paar. Ein Kompliment aus berufenem Mund, denn die beiden sind selbst in Münsters Stadtwache aktiv. Sie räumen ein: „In Sachen Stimmung ist ‚Otti-Botti‘ ganz vorne dabei.“ Fast etwas neidisch klingt das Lob über den „urigen, bodenständigen Karneval“.
Der lastet in Ottmarsbocholt auf vielen starken Schultern. Was die „Ecken“ sowie zahlreiche Clubs und Cliquen in die Startaufstellung am Hörster Platz transportiert haben, kann sich sehen lassen. Mal stand die Gaudi im Vordergrund, dann indes auch der närrische Spott. Dieser zielte vor allem auf klebende Klima-Protestler, aber auch auf die Bahn, die die Angst vor Punks auf Sylt beschleicht. Lokalkolorit galt der Windkraft oder war auf eine praktisch unbewohnte Kirchstraße gemünzt, die Archie Willecke als Kunstwerk auf Leinwand einer Fußgruppe gemalt hatte.
Von einem Thron der besonderen Art schauten sich Prinz und Funkenmariechen das jecke Treiben an: aus dem Korb einer nostalgischen Drehleiter. Sie war einstmals am Flughafen Köln/Bonn im Einsatz, um dann aufpoliert in „Otti-Botti“ zu landen.