Zunächst hieß sie „Spar- und Darlehnskasse Ottmarsbocholt“
125 Jahre Volksbank in Ottmarsbocholt
Der Kalender schrieb das Jahr 1884. Es war eine wirtschaftlich schwere Zeit. Auch für Ottmarsbocholt und seine vor allem von der Landwirtschaft lebende Bevölkerung. Doch die Missstände klaglos hinnehmen war nicht Sache der Einwohner. Die Lösung war eine eigene Bank - und sie bekamen sie. Am 13. Juni 1884, es war ein gewitterreicher Sonntagnachmittag, versammelten sich 34 honorige Landwirte, Gutsbesitzer und Geschäftsleute im Kallweyschen Saal, der so genannten „Danzkammer", und hoben die „Spar- und Darlehnskasse Ottmarsbocholt" aus der Taufe. Die heutige Volksbank war geboren.
Geld war damals allenthalben Mangelware, und das führte sehr oft zum Geldleihen zu überhöhten Zinsen. Erklärtes Ziel der Gründerväter war es, den privaten Geldverleihern mit ihren Wucherzinsen zu entgehen, heißt es in der Pressemitteilung. Der Anstoß zur Gründung kam vom Westfälischen Bauernverein in Münster. Vorbild war das Genossenschaftswesen nach den Gedanken von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, das sich anderswo schon bewährt hatte.
„Anregung zur Sparsamkeit zu bieten und die zum Geschäfts- und Wirtschaftsbetriebe dem Einzelnen fehlenden Geldmittel auf möglichst einfache und zugleich billige Weise zu beschaffen", waren weitere Hauptziele. Vor allem sei „bei der heranwachsenden Jugend frühzeitig der Sparsinn anzuregen und zu pflegen". So heißt es im Gründungsprotokoll.
„In der Gemeinde seit Generationen fest verwurzelt, der Zukunft als mitgliederorientierte Genossenschaftsbank zugewandt: Das zeichnet die Volksbank in Ottmarsbocholt heute aus", machen die beiden Bankvorstände Dieter Nachtigäller und Reinhard Böcker deutlich. Zum Jubiläum, dem mit einer Spende zur Verschönerung des Ortsbildes gedacht wird, erinnerten die heutigen Chefs der Kreditgenossenschaft an den Erfolg der Gründerväter in Vorstand und Aufsichtsrat. Ihr Fazit: „Tradition und Fortschritt haben sich in der 125-jährigen Geschichte unserer Bank stets richtig gemischt."
Die Anfänge waren beschwerlich. Die Gelder flossen nur in kleinen Summen, aber sie flossen, denn das Geldinstitut gewann schnell das Vertrauen der Bürger und der öffentlichen Stellen. „Zu fast allen größeren Projekten wie Schulbauten, Bau von Lehrerdienstwohnungen und vor allem dem Ausbau der Gemeindestraßen und Wege hat die Spar- und Darlehnskasse Pate gestanden", informierte die Festschrift zum 75. Jubiläum im Jahre 1959. Fazit: Die noch junge Kreditgenossenschaft war aus dem heimischen Wirtschaftsgeschehen nicht mehr wegzudenken.
Die Expansion der Bank stoppte mit den beiden Weltkriegen, doch dank solider Geschäftsführung wurde diese schwierige Zeit ohne größeren Schaden überstanden. Die Währungsreform am 20. Juni 1948 brachte einen großen Einschnitt. Die folgenden Jahre waren von einem beinahe stürmischen Wachstum geprägt. Mit dem Wandel in der Wirtschaft veränderte sich die Volksbank hin zur Universalbank. Neue Bankdienste kamen hinzu, der Personalbestand wurde größer und die Anschaffung von Maschinen für die elektronische Datenverarbeitung eine Notwendigkeit.
Um den genossenschaftlichen Förderauftrag für die Region noch besser und zeitgemäßer erfüllen zu können, schloss man sich im Jahr 1977 mit der Kreditgenossenschaft in Senden zusammen. „Mit dem damit verbundenen Zuwachs an Stärke konnten wir einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung unserer heimischen Region leisten", erklären Dieter Nachtigäller und Reinhard Böcker.
Die nächsten 125 Jahre - was werden sie bringen? Die Zukunft bleibt spannend. Und sie enthält auch vor dem Hintergrund der aktuellen Wirtschaftskrise jede Menge Herausforderungen. Eines ist sicher: Sie werden von der Volksbank mit Dynamik und Flexibilität, Kundenorientierung und Innovationskraft angenommen - wie in den letzten 125 Jahren.